Vereinsgeschichte

Vereinsgeschichte

Es gibt Schützenvereine in der Stadt Damme, die eine längere Tradition als der Rüschendorfer Schützenverein aufweisen können. Die Tradition des Rüschendorfer Schützenvereins reicht weit bis in die Vorkriegsgeschichte zurück. Leider gibt es hierüber keine Urkunden und schriftlichen Aufzeichnungen sondern nur eine spärliche mündliche Überlieferung. Danach aber dürften die Rüschendorfer schon weit vor dem Jahre 1900 Schützenfest gefeiert haben. Es wird sogar behauptet, dass die Rüschendorfer bereits seit 1854 Schützenfest feiern, was der Wahrheit schon sehr nahe kommen dürfte. 

Nach dem 1. Weltkrieg hatten sich viele ehemalige Kriegsteilnehmer zu Vereinen, so genannten „Kriegervereine“ zusammengeschlossen. Sie wollten die Kameradschaft und die Geselligkeit pflegen und der im ersten Weltkrieg Gefallenen gedenken. Auch in Rüschendorf hat es in den dreißiger Jahren einen Kriegerverein gegeben. In jedem Jahr wurde ein großes Sommerfest veranstaltet, schon damals auf dem heutigen Schützenplatz. Da in vielen Nachbargemeinden Schützenfest gefeiert wurde, lag es nahe, ein solches Fest auch in Rüschendorf zu begehen. Daher feiert man von 1935 bis zum Kriegsausbruch 1939 alljährlich ein Schützenfest.

 

Bildmitte: Das Königspaar von 1935, Friedrich Moormann und Maria Pohlschneider.
Links von der Königin: Josef Borgerding, Maria Pohlschneider geb. Börger, Franz Schmutte, Anna Markus geb. Adelmeyer, Heinrich Pohlscheider.
Rechts vom König: Franz Börger, Maria Grever, Johannes Pohlscheider, Heinrich Pohlschneider sen.

Die Namen der Schützenkönigspaare sind überliefert:

1935 – Friedrich Moormann, Dümmerlohausen – Maria Pohlschneider
1936 – Bernhard Wernke-Schmiesing, Hüde – Maria Schmiesing, Hüde
1937 – Bernhard gr. Hackmann, Rüschendorf – Maria Grever, Ihlendorf
1938 – Franz Knabke, Rüschendorf – Emma gr. Klönne, Rüschendorf
1939 – Bernhard Schwager, Ihlendorf – Anna Ihlendorf, Ihlendorf

Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs begannen schwere Jahre. Viele Probleme galt es zu meistern. Die aus dem Krieg zurückkehrenden Soldaten mussten wieder ihre Berufe aufnehmen oder die Ausbildung fortsetzen. Auch galt es die Heimatvertriebenen unterzubringen, was die Wohnraumbewirtschaftung zur Folge hatte. So wundert es nicht, dass erst zu Beginn der fünfziger Jahre allmählich das Vereinsleben in Rüschendorf wieder aufblühte.

Das gilt auch für den Rüschendorfer Schützenverein. Es war eine kleine Runde von Männern, unter ihnen auch Pastor Grote, die sich im Mai 1956 in der Rüschendorfer Schule versammelt hatten, um zu besprechen, ob und wie ein Schützenverein neu gegründet werden kann.

Die Gründungsversammlung wird im Protokollbuch wie folgt beschrieben: „Im Mai 1956 trat der derzeitige Ortsvorsteher Heinrich Lübbehusen an Hauptschullehrer Kruse mit der Bitte heran, eine Versammlung einzuberufen und ihm bei der Wiedererweckung des Kriegervereins behilflich zu sein. Man hätte ihn von verschiedenen Seiten gebeten, eine Neugründung in die Wege zu leiten. So fand dann in der darauffolgenden Woche sofort eine allgemeine Versammlung in der Schule statt, in der die Gründung des Schützenvereins beschlossen wurde. So wurde auch gleich die Vorsitzenden gewählt:
Bernard bei der Hake vom Fang und der Stellvertreter Bernhard Klönne.
Die Aufstellung von 5 Kompanien wurde beschlossen.“

Im Sommer sollte noch ein Schützenfest gefeiert werden. Über den Ort, an dem es stattfinden sollte, wurden drei Meinungen laut:

1. Saal Kramer in Verbindung mit einem Zelt
2. die alte Festwiese des Bauern Rüschendorf (jetzt Flöttel)
3. auf dem Hofe des Bauern H. gr. Sandermann

Eine geheime Abstimmung ergab eine Mehrheit für die Wiese des Bauern Rüschendorf (heute Flöttel). Dieser erklärte sich bereit, den Platz zur Verfügung zu stellen. Die einzelnen Kompanien wählten Kompanieführer, die auch gleichzeitig zum Vereinsvorstand gehörten. In den folgenden Tagen wurde sofort eine Vorstandssitzung einberufen, in deren Verlauf der Vorstand noch um mehrere Mitglieder ergänzt wurde.

Die Gründungsjahre snd von Hauptlehrer Bernhard Kruse in einem Protokollbuch schriftlich festgehalten worden, eine Tradition, die sich bis heute fortgesetzt hat. Diese Aufzeichnungen waren für das Verfassen dieser Briefe überaus hilfreich. „Möge es späteren Generationen einen Einblick in die Vergangenheit des Vereins geben“, so der Verfasser der ersten Zeilen. 

Aufmarsch auf dem Schützenplatz. Links  Franz Decker (3. Kompanie) und sein Stellvertreter, Franz-Heinz gr. Sandermann

Der Ablauf des ersten Schützenfestes, der sich bis heute in seinen Grundzügen nicht wesentlich verändert hat, wurde per „Regimentsbefehl“ festgelegt. Hierzu kann man im Protokoll zum ersten Schützenfest im Jahre 1956 folgendes lesen:

„Am ersten Tage (15.07.1956) wird das Königsschießen durchgeführt. Um 13.00 Uhr treffen die Kompanien auf dem Sammelplatz (vor Kramer) ein und werden dort ordnungsgemäß gemeldet. Anschließend ist der Abmarsch zum Festplatz, Marschordnung nach Kompanienummern. Die Jugendkompanie marschiert am Schluss. Das Eintrittsgeld der mitmarschierenden Jugendlichen wird bei der Aufstellung eingesammelt, damit der Einmarsch auf dem Festplatz reibungslos ablaufen kann. Vereinsmitglieder, die unentschuldigt den Festmarsch versäumen, müssen an der Kasse Eintritt bezahlen. Auf dem Festplatz findet der Vorbeimarsch statt. Nach dem Vorbeimarsch beginnt das Königsschießen in der Reihenfolge der Kompanienummern. Ein weiteres Preisschießen findet unabhängig von diesem Schießen statt. Die Preise sollen teilweise durch Spenden, teilweise vom Verein beschafft werden. Der König wird durch das Adlerschießen ermittelt. Auf die Einrichtung eines Schießstandes muss vorläufig noch verzichtet werden. Mit dem Königsschießen ist ein Preisschießen verbunden. Fällt der Adler vor dem Abschießen der o. a. Teile (Insignien), stehen dem König hierfür die ausgesetzten Preise zu. Ein weiteres Preisschießen findet unabhängig von diesem Schießen statt. Für die Durchführung der Schießveranstaltungen zeichnen die beiden Schießwarte verantwortlich.Am Montag, den 16. Juli erfolgt der Abmarsch um 17:00 Uhr bei Kramer. Nach erfolter Meldung an den König beginnt der Abmarsch zum Festplatz. Am Ehrenmal ist das Totengedenken mit anschließender Kranzniederlegung. Danach findet der Vorbeimarsch auf den Festplatz statt mich anschließender Königsproklamation. Der Zapfenstreich ist am ersten Tage um 24 Uhr, am 2. Tage um 1 Uhr nachts. Als Gäste werden zum Fest eingeladen: alle ehemaligen Könige und Königinnen, alle 75-jährigen und älteren Einwohner des Schützenreiches, Hochw. Herr Pastor, Hochw. Herr Kaplan (Scholtyssek), der Bürgermeister und der Gemeindedirektor.“

Von links: Josef gr. Austing, Heinrich Rüschendorf, Jochen Gescher, Fritz Pille, Heinrich Klünenberg, Heinz Wöhrmann, Gereralarzt Kockelmann

Pfarrer Bein (Bildmitte), einer der Ehrengäste beim Rüschendorfer Schützenfest.
Ferner von links: Josef gr. Austing und Ehefrau Elisabeth, Angela Meyer und Bernhard Robke 

„Auf der Insel stehen“
Auf dem Foto ist gut zu erkennen, wie dieser Begriff entstanden ist. Auf der Verkehrsinsel bei Kramer standen der Kommandeur und sein Adjutant, um die Meldungen der Kompanieführer entgegen zu nehmen.

Ein besonderer Höhepunkt der ersten Schützenfestjahre war der Parademarsch nach dem Zapfenstreich gegen Mitternacht. Die Vorstandskollegen, alles altgediente Soldaten, marschierten dann im Stechschritt unter dem Kommando des damaligen Präsidenten Bernhard bei der Hake durch das Festzelt. Alle, die es einmal gesehen haben, erzählen immer wieder begeistert von diesem Ereignis. Schade eigentlich, dass sich diese Tradition bis heute nicht fortgesetzt hat.

Für das 1. Schützenfest nach dem Krieg standen, wie gesagt, mehrere Plätze zur Auswahl. Letztendlich haben sich alle Gründungsmitglieder mit 1 Stimme Mehrheit für den heutigen Schützenplatz entschieden. Auf diesem Platz wurde bereits vor dem 1. und 2. Weltkrieg gefeiert. Ältere Einwohner, so zb. Flöttels Lina, die 1956 etwa 70 Jahre alt gewesen sein dürfte, bestätigen, dass auf diesem Platz, so lange sie denken können, das Schützenfest stattgefunden habe.

Der Platz hatte allerdings den Nachteil, das er vergleichsweise tief lag und bei längeren Regenschaueren auch sehr nass und matschig wurde. So mussten die Schützen bei ersten Schützenfest im Jahre 1956 mit Gummistiefeln ausmarschieren. Um überhaupt über den Platz zum Festzelt zu gelangen, wurden handgebundene Garben verlegt. Grambkes Bernd erinnert sich noch sehr gut an das erste Schützenfest: „Schmoarns bi Tied wö ik bi Backes Ton und heff de lessen Gummisterweln köfft, und dann güng et löss.“ Mit grünem Strohhut und weißen durchnässten, vom Strohhut grün abgefärbten Hemden ging es dann im Dauerregen zum Schützenplatz.

Dass das 1. Nachkriegsschützenfest trotz des anhaltenden Regenwetters dennoch ein voller Erfolg war, beweist folgendes Protokoll:
„Der Festwirt Kramer hatte auf dem Platz ein 800qm großes Zelt aufbauen lassen. Der Platz war mit Fahnen und Girlanden bunt geschmückt. Am Morgen des 1. Festtages und auch schon den ganzen vorherigen Tag hatte es in Strömen geregnet. Auch während des Antretens fiel noch ein leichter Regen, der den ganzen Nachmittag anhielt. Die Schützen ließen sich durch die Unbilden des Wetters jedoch nicht den Mut nehmen, und alles verlief programmgemäß. Im Festwagen saß die letzte Vorkriegskönigin, Frau Anna Ihlendorf. Anstelle des verstorbenen Königs Bernhard Schwager war ihr zur Seite der 1. Vorsitzende. Auf dem Festplatz eröffnete der 1. Vorsitzende das 1. Nachkriegsschützenfest unter dem Jubel der rund 200 Schützen und einer großen Zahl von Festgästen. Den Königsadler holte August Deters herunter. Unter großem Jubel wurde der neue König auf den Schulteren seiner Untertanen in das Festzelt getragen. Der Kampf um die Königswürde hatte ca. 4 Stunden gedauert. Als Königin erwählte er seine Gemahlin Theresia. Trotz des Regens verlief der 1. Festtag sehr gut.“

Der zweite Tag wurde durch einen glänzenden Festzug mit der alten Königin und dem neuen Königspaar eröffnet. Die 10 Mann starke Haldemer Feuerwehrkapelle spielte schneidige Marschmusik. Am Ehrenmal wurde für die Gefallenen ein kurzes Gedenken gehalten und ein Kranz niedergelegt. Auf dem Festplatz übergab die alte Königin in feierlicher Form die Königsinsignien an das neue Paar. In bewegten Worten dankte si für die treue Gefolgschaft während ihrer Regierungszeit. In der darauffolgenden kurzen Ansprache wurde nochmals des verstorbenen letzten Königs gedacht und auf die Bedeutung des Festes als Volksfest hingewiesen. Dann wurde der neue König in sein Amt eingeführt. Er richtete ein herzliches Grußwort an die Schützen und Festgäste und wünschte dem Fest einen guten Verlauf. Das Fest verlief wirklich zur besten Zufriedenheit aller Teilnehmer. Von der engsten Throngefolgschaft begleitet, zog das Königspaar bei vorgerückter Stunde nach Hause.

 In den ersten Jahren war das Rüschendorf Schützenfest ein reines Weinfest. Auch saßen die Gäste überwiegend am Tisch. Kaum jemand stand an der Theke. Und dann wurde noch viel mehr klarer Korn getrunken. Einige Gäste sollen auch Selbstversorger gewesen sein. Sie haben einfach eine Flasche Korn mitgebracht, unter den Tisch gestellt und gelegentlich einen ausgeschenkt. Gewisse Parallelen zu heute sind durchaus zu erkennen.

Heutzutage findet die Feier überwiegend an den Theken statt, wo dann statt des Weines überwiegend das „kühle Blonde“ ausgeschenkt wird.

Weiter ist hervorzuheben, dass durch die Erweiterung des Kinderschützenfestes unser Fest nicht mehr wie ursprünglich an 2, sondern an 3 Tagen gefeiert wird. Während der Samstag im Zeichen des Kinderschützenfestes steht, gestaltet sich der Ablauf am Sonntag und Montag im Wesentlichen wie im Gründungsjahr.