Diplomatengang

Zwischen Weihnachten und Neujahr findet der alljährliche „Diplomatengang“ des Schützenvereins statt, ein weiteres Highlight im Vereinsleben. Dieses ursprünglich als „Diplomatenjagd“ ausgerichtete Ereignis geht auf das Jahr 1961 zurück.

Damals fungierten die Vorstandsmitglieder als Treiber, die Jäger gingen ihrer Funktion nach. Auf einer Strecke von 1,2 Kilometern wurde ein guter Wildbestand festgestellt. Gleichwohl konnten „nur“ drei Hasen erlegt werden, wie der Bericht von 1961 es beschreibt. Beim „Schäferhof“ legten die Beteiligten einen Zwischenstopp ein. Hier stieg die Stimmung von Stunde zu Stunde. Wäre nicht das Essen in der „Alten Villa“ bestellt gewesen, so hätte man sicherlich den ganzen Abend hier verbracht! Das erlegte Wild wurde abends in der Gaststätte „Alte Villa“ versteigert.

Aufgrund der großen Begeisterung aller Beteiligten wurde beschlossen, die Jagd im kommenden Jahr in der Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr zu wiederholen. Diese Tradition setzt sich bis heute fort. Die Maßgabe, dass nur der Vorstand an der Jagd teilnehmen durfte, wurde schon nach wenigen Jahren aufgehoben. Denn auch bei den übrigen Schützen bestand großes Interesse an dieser besonderen Treibjagd. Darüber hinaus legte man die Organisation der Diplomatenjagd in die Hände der jeweiligen Königskompanie. Der Aufbruch zur Jagd erfolgt seitdem zumeist vom Vereinslokal des amtierenden Königs aus. Dieser ist bis heute für das leibliche Wohl während der Jagd verantwortlich.

Die Bewirtung ist fürstlich. Oft werden für die Teilnehmer bei einem Lagerfeuer heiße Getränke serviert, und unterwegs gibt es auch eine kleine Wegzehrung.

Nach jeder Jagd wird die Strecke verblasen. Anschließend trifft man sich im Vereinslokal des amtierenden Schützenkönigs oder in der Schützenhalle zum gemeinsamen Abendessen. Hier wird auch das Wild mit großer Begeisterung versteigert und natürlich begossen!

Die letzte als Treibjagd ausgerichtete Diplomatenjagd fand 1995 statt. Mehr als 100 Treiber und rund 15 Jäger nahmen an der Jagd teil. Es ging über Wiesen und Felder, Zäune und Gräben. Nicht selten kam es vor, dass jemand in den Graben fiel oder im Moor versackte, was der Stimmung aber keinen Abbruch tat. Ein Treiber hatte sogar direkten Kontakt mit dem Wild: er wurde von einem Rehbock umgelaufen!

Aufgrund der großen Teilnehmerzahl und der damit verbundenen erhöhten Unfallgefahr wurde die Treibjagd im darauffolgenden Jahr vom Kreisjägermeister untersagt. Nach vielen Diskussionen über die Erhaltung der Diplomatenjagd und der damit verbundenen Tradition wurde am 16. Oktober 1996 der so genannte Diplomatengang ins Leben gerufen. Dieser findet genau wie die Diplomatenjagd jedes Jahr zwischen Weihnachten und Neujahr statt. Im Gegensatz zur Diplomatenjagd gehen die Schützen nun nicht mehr auf die Jagd, sondern sie machen einen Gang durch das Rüschendorfer Umland. Die Veranstaltung klingt dann mit einem gemeinsamen „Schüsseltreiben“ aus. Bei einem Abendessen und kühlen Getränken verbringen die Schützen noch einige gemütliche Stunden.

Um die Tradition zu erhalten, gehen die Jäger jedes Jahr einen Tag vor dem Diplomatengang auf Jagd, um Wild für die traditionelle Versteigerung zu erlegen.

Diente der Erlös dieser Versteigerung ursprünglich der Finanzierung des Abends, so wird er mittlerweile immer häufiger einem guten Zweck gespendet.